Persönliche Nachlese zur Projektwoche
Persönliche Nachlese zur Projektwoche „Europa hat viele Gesichter“
von Gerlind Renneberg
Präsentation am Mittwoch, 24. Juni 2015, kurz vor 17 Uhr:
Wir Musiker stehen auf der Treppe zur Märkischen Schule, stimmen ein und probieren noch einmal unser Stück. Um uns herum suchen die Sänger und weitere Instrumentalisten ihren Platz; die Jungen von der Technik holen beim Soundcheck das Bestmögliche heraus; sie sind seit den Morgenstunden im Einsatz.
Wir haben einen guten Blick über den gesamten Schulhof, der sich langsam füllt: Schüler, viele Eltern, Geschwister und Kollegen strömen herbei, stehen zusammen, reden und schauen. Im Hintergrund probieren einige schon die Mitmachangebote der Projektgruppe „Sportspiele“ aus. Es herrscht eine ganz gelassene und doch erwartungsvolle Atmosphäre.
Sogar die Sonne hatte endlich nach einer verregneten Woche und einem Tag voller Bangen ihren Weg durch die Wolken gefunden.
Pünktlich um 17.00 Uhr beginnen wir mit unserer „Eurovisionsmusik“, eigentlich einem Prelude des barocken Komponisten M. A. Charpentier. Dieses Mal klappt alles. Frau Koller und zwei Mädchen vom Organisationsteam eröffnen die Präsentation. Es folgen ganz souverän eine Gruppe Fünftklässler mit Beethovens „Europahymne“ und die Sänger mit „Satelite“ – musikalisch sehr schön sicher und überzeugend engagiert. Jetzt verlagert sich das Geschehen auf den Schulhof, wo über 40 Schülerinnen und Schüler (!) mit sichtbarer Freude zeigen, welche Tänze sie in der Projektwoche gelernt haben und wie sehr sie zu einer Gruppe zusammengewachsen sind.
Mit den Besucherströmen begebe ich mich in das nun offene Schulhaus, in dem Ausstellungen, Mitmachaktionen, Filmpräsentationen und Aufführungen warten. Toll, was beim Eurovision-Song-Contest solistisch, in kleinen Gruppen und auch mit allen Sängern entstanden ist. Schnell noch einen Blick und eine Nase auf die Proben der Gruppe „Natürlich schön“ geworfen, bevor ich mich kurz meinen eigenen Projekt-Schülern zuwende, die wie viele andere auch völlig selbstständig ihre Präsentation betreuen. „Europareise in Hemer – Zuwanderung und Flucht“ sind natürlich so ernste und komplexe Themen, dass sich in der knappen Zeit und lockeren Atmosphäre nur wenige Gäste in diese vertiefen. Auf große Resonanz trifft dagegen die Kleidersammlung zugunsten der Asylbewerberunterkunft in Deilinghofen.
Ich bestaune einen richtigen Kräutergarten, der durch schwere körperliche Arbeit und gärtnerisches Geschick zwischen den Schulgebäuden entstanden ist und lasse mir von ganz stolzen Neuntklässlern erklären, wie sie den Lehmofen selbst gemauert haben. Von den Köstlichkeiten der „Europäischen Küche“ ist schon kein Krümchen mehr zu sehen, aber die selbst geschriebenen, auch schon ausverkauften Kochbücher werden später nachgedruckt. Die Gestaltung des Eingangsbereiches lässt mich innehalten, verschiedene Wahrzeichen europäischer Städte zieren als gemalte Kunstwerke die Wände, die trotzdem sehr schön hell und luftig wirken. Desiree und Julia aus dem zehnten Jahrgang arbeiten noch immer völlig versunken und akribisch an ihrer Basilius-Kathedrale. Hier im Foyer sind ebenfalls europäische Wahrzeichen aus Holz ausgestellt, gibt es die Projektzeitung und ist der Weg zur Ausstellung unserer Druckerei nicht mehr weit.
In der Aula wird man vom Improtheater auf Europareise mitgenommen, auf Zuruf radeln die Darsteller durch Holland, sonnen sich am Mittelmeer, begegnen in Schweden Elchen lassen den Eifelturm entstehen und vieles mehr. Und in der Turnhalle? Nach einem Hockey-Angebot zum Mitmachen kämpfen dort die Fußballer mit vollem Einsatz um ihren Turniersieg.
Letztlich schaffe ich es nicht annähernd, mir alle Projektergebnisse anzuschauen, schon haben sich die Tänzer zu ihrer letzten Präsentation aufgestellt, dieses Mal als Mitmachaktion für alle und es ist einfach schön, zu erleben, wie das funktioniert.
Das war nun unsere Projektwoche mit ihrer Abschlusspräsentation.
Am nächsten Tag räumen wir alle auf und wenden uns den Dingen zu, die am Schuljahresende noch zu erledigen sind; mit Sophie und Florian fahre ich Berge an gespendeter Kleidung und Spielzeug nach Deilinghofen.
Was bleibt?
Die neu gestaltete Bibliothek, ein Lehmofen, der Kräutergarten, die Kunstwerke im Eingangsbereich, ein Film, ein Kochbuch, verschiedene Power-Point-Präsentationen, aber auch ganz viele Erfahrungen, welche sowohl die Schüler als auch wir Lehrer zu verschiedenen Themen und in der Arbeit miteinander sammeln durften sowie die Erinnerung an eine Art von gelebtem Schul-Spirit: Dass alle gemeinsam ein Thema angepackt und trotzdem Raum für ihre individuellen Wege gefunden haben.
Ein ganz herzliches Dankeschön, an alle, die uns tatkräftig unterstützt haben, so an den türkisch-islamischen Frauenverein und unseren Mensaverein für sein köstliches Catering.
Gerlind Renneberg.